In diesem Artikel teilt Patrick Perret, Experte für New Work und Führung, seine Ansichten darüber, warum eine Unternehmenskultur in Zeiten von New Work wichtig ist. Weitere Informationen zu Patrick Perret findest du im Abschnitt über den Autor.

Da wir wissen, dass jeder Mensch eine Persönlichkeit hat, geht es wie auch beim Menschen darum, diese Kultur für das Unternehmen zu entwickeln und wieder neu zu entdecken. Insbesondere gilt dies für mittlere und große Unternehmen, die über viele Jahre Strukturen und Hierarchien aufgebaut haben und in diesem Zeitraum einen großen Teil ihrer Identität und ihrer eigentlichen Vision verloren haben. Denn jedes Unternehmen hat diesen Kern und ist aus einem bestimmten Grund oder wie viele heute sagen Purpose entstanden. 

Die Gründer*innen und ersten Mitarbeiter*innen vieler traditioneller Unternehmen haben für ihre Ideen und ihre ursprünglichen Projekte „gebrannt“.  Diese haben sie mit viel Engagement umgesetzt und so in den ersten Jahren ein Gemeinschaftsgefühl mit einer entsprechenden Kultur und Vision entwickelt, wie wir es heute vielfach in der Start-up Szene erleben.  

OLD WORK UND NEW WORK ERGEBEN GOOD WORK

Über einige erfolgreiche Jahre haben sich die gelebten Strukturen verfestigt und in vielen Fällen kamen neue Geschäftsführer oder Führungskräfte hinzu, die neue Impulse setzten und mit besten Wissen und Gewissen umstrukturierten. Sie schoben neue Projekte an und brachten neue Perspektiven mit rein, so dass über einen längeren Zeitraum hinweg der eigentliche Kern nicht mehr so ganz sichtbar war oder sogar ganz verschwand. Viele dieser Unternehmen werden mittlerweile nur noch nach diversen KPI’s und Shareholder Value beurteilt. Beratungsfirmen sorgen für weitere Neuerungen und so geht mit fortlaufenden Jahren die eigentliche Identität des Unternehmens nach und nach verloren. Die meisten der genannten Shareholder sind eher an kurzfristigen Erfolgen als an einer nachhaltigen und langfristigen Strategie interessiert, die die Mitarbeiter*innen und den eigentlichen Unternehmenszweck in den Vordergrund stellen.

 

neue Arbeiten

 

„Sind die Menschen für Unternehmen da oder die Unternehmen für Menschen?“ 

In dem oben beschriebenen Prozess werden viele etablierte und ältere Mitarbeiter*innen zum „alten Eisen“ oder zur „Old Economy“ gezählt und man traut ihnen die notwendigen Neuerungen und das „anders Denken“ und „neue Arbeiten“ sowie eine anstehende Transformation nicht zu.

Was dabei oft vergessen wird, ist, dass es genau diese Mitarbeiter*innen sind, die vielleicht von Anfang an dabei waren, die den damaligen Purpose noch sehr gut kennen, gefühlt und intensiv erlebt haben. In der Regel kennen sie die Strukturen und das Unternehmen in- und auswendig. Sie haben die vergangenen Entwicklungen und damaligen Transformationen mitgemacht und insofern ein enorm wertvolles Wissen, um die richtigen Schritte zu begleiten und die Kultur und die Vision des Unternehmens mit zu gestalten.

Der wichtige Schritt davor besteht darin, genau diesen Mitarbeiter*innen diese Wertschätzung entgegen zu bringen und auch ihnen das Vertrauen auszusprechen, sie bei der Neugestaltung mit einbinden zu wollen. Und ihnen eben nicht das Gefühl zu geben, dass sie einer geplanten Transformation nicht folgen können und zum alten Eisen gehören. Grundlage dafür sind Vertrauen und Offenheit in alle Richtungen.

„Ein Unternehmen ohne überzeugende Kultur, ist wie ein Mensch ohne Persönlichkeit, es ist eine Hülle ohne Lebenskraft und ohne Seele.“ Henry Mintzberg

In der Kombination von langjährigen Mitarbeiter*innen und denen, die neu hinzukommen und weitere Impulse mit einbringen, liegt die große Chance, eine überzeugende Kultur mit Hülle und Lebenskraft zu entwickeln, die den Anforderungen der heutigen Zeit gewachsen sind. Eine kraftvolle Vision und Unternehmenskultur, die Mitarbeitende und Unternehmenszweck in den Vordergrund stellen.

Es kann passieren, dass in diesem Prozess eine ganz neue Kultur und Vision entsteht, aber auch das geht am besten, wenn man den Ursprung der Firma versteht und weiß, warum das Unternehmen einmal gegründet wurde.

 

WARUM IST DIE VISION EINES UNTERNEHMENS HEUTE SO WICHTIG?

In der sehr schnelllebigen und komplexen Welt gibt die Vision allen Mitarbeiter*innen Klarheit und eine Orientierung und im besten Fall beantwortet sie auch das „Warum“. Warum gibt es uns, warum tun wir das, was wir tun?

Wenn jeder im Unternehmen die übergeordnete Vision und die damit verbundenen Ziele kennt, dann treffen die Mitarbeitenden in jeder Ebene schnellere und bessere Entscheidungen und entwickeln eigene kreative Lösungen.

Darüber hinaus wollen die nachrückenden Generationen Y und Z und die Kunden verstehen, was das Unternehmen macht, wie es arbeitet und wofür die Produkte oder Dienstleistungen gut sind . Eine attraktive Vision und Unternehmensstory hilft nicht nur die Produkte oder Dienstleistungen besser zu vermarkten, sondern auch die richtigen Mitarbeiter*innen zu bekommen. Jeder im Unternehmen kann für sich beurteilen, ob die eigenen Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen und man zueinander passt.

Vision und Unternehmenskultur sind eine Sache der Haltung, der Werte und der gemeinsamen Umsetzung aller Mitarbeitenden. Daher ist es wichtig, alle an dem Prozess zu beteiligen.

Hinzu kommt, dass die gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen immer größer werden und nicht mehr nur mit Wachstum um jeden Preis beantwortet werden können. Technologische Entwicklungen und Wachstum müssen ins Verhältnis zu unseren Ressourcen auf diesem Planeten gesetzt werden. Es ist so wichtig wie nie zuvor, dass wir darauf achten, dem Planeten nicht mehr weg zu nehmen als wir ihm geben. Diese Betrachtung sollte sich im besten Fall in jeder Vision und Unternehmenskultur wieder finden.

Tags:
Neues Lernen
Patrick Perret
Post by Patrick Perret
Mai 31, 2023
Patrick ist ein Experte für New Work und New Leadership. Er unterstützt Führungskräfte und Teams dabei, sich so zu entwickeln, dass sie ihre gemeinsamen Ziele und Visionen mit Freude, Engagement und Leichtigkeit erreichen.