Wusstest du schon?

Eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) hat ergeben, dass die psychisch bedingten Krankschreibungen in Deutschland in den letzten zehn Jahren um rund 80 % gestiegen sind. Die Bundesvereinigung für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzte außerdem, dass sich die psychisch bedingten Kosten für deutsche Unternehmen auf alarmierende 26 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Dennoch haben nur 7 % der deutschen Unternehmen Präventivmaßnahmen zur Bekämpfung psychischer Probleme am Arbeitsplatz eingeführt.



In der heutigen schnelllebigen und anspruchsvollen Arbeitswelt ist der Umgang mit psychischer Gesundheit ein dringendes Anliegen für Unternehmen geworden. Wenn das Wohlbefinden der Mitarbeiter/innen im Vordergrund steht, fördert dies nicht nur ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld, sondern zeigt auch, dass man sich für den Gesamterfolg des Unternehmens einsetzt. Dieser Artikel enthält aufschlussreiche Statistiken, Forschungsergebnisse und konkrete Tipps für Manager, die die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz wirksam unterstützen wollen. 

Das Mental Health at Work Framework von Excellence Canada bietet einen umfassenden Ansatz für Unternehmen, wenn es darum geht, Strategien zur Förderung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitende umzusetzen. 


Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz


Führung und Engagement

Das Element der Führung und des Engagements betont die entscheidende Rolle, die Führungskräfte bei der Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz spielen. Dazu gehört das Engagement der obersten Führungsebene, eine Kultur der Unterstützung zu schaffen und das Wohlbefinden der Beschäftigten in den Vordergrund zu stellen. Dazu gehört, dass sie sich aktiv für Initiativen zur psychischen Gesundheit einsetzen, die notwendigen Ressourcen bereitstellen und mit gutem Beispiel vorangehen. Ein starkes Engagement der Führungsebene trägt dazu bei, den Ton in der Organisation anzugeben und einen offenen Dialog über psychische Gesundheit zu fördern.

  • Richte einen Lenkungsausschuss oder eine Task Force für psychische Gesundheit ein, um Initiativen zur psychischen Gesundheit voranzutreiben und eine Kultur der Unterstützung durch die oberste Führungsebene zu schaffen.
  • Biete den Führungskräften Schulungen zum Thema psychische Gesundheit, zum Abbau der Stigmatisierung und zur Förderung der psychischen Sicherheit an.
  • Integriere Ziele und Kennzahlen zur psychischen Gesundheit in die strategischen Ziele der Organisation.
    Offene und transparente Kommunikationskanäle schaffen, um Diskussionen über psychische Gesundheit zu fördern.

Planung und Risikomanagement

Das Element Planung und Risikomanagement konzentriert sich auf die Entwicklung eines strategischen Ansatzes zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Dazu gehört die Durchführung von Bewertungen, um den aktuellen Stand der psychischen Gesundheitspraktiken zu verstehen, potenzielle Risiken oder Lücken zu identifizieren und einen umfassenden Plan zu entwickeln, um diese Risiken zu mindern und das psychische Wohlbefinden zu fördern. Dazu gehören Richtlinien, Verfahren und Ressourcen, die die psychischen Bedürfnisse der Beschäftigten unterstützen. Eine effektive Planung stellt sicher, dass Initiativen zur psychischen Gesundheit mit den Unternehmenszielen übereinstimmen und in die allgemeinen Risikomanagementprozesse integriert werden.

  • Führe eine gründliche Bewertung der aktuellen Praktiken der Organisation im Bereich psychische Gesundheit durch, einschließlich der Richtlinien, Verfahren und Ressourcen.

  • Entwickle einen strategischen Plan, der spezifische Maßnahmen und Initiativen zur Förderung der psychischen Gesundheit mit klaren Zeitvorgaben und Verantwortlichkeiten enthält.

  • Beurteile regelmäßig die Wirksamkeit von Initiativen zur psychischen Gesundheit durch Umfragen, Fokusgruppen oder Feedback-Mechanismen.

  • Nutze Daten und Feedback, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und datengestützte Entscheidungen über die Ressourcenzuweisung zu treffen.

 

Umsetzung und Bewertung

Bei der Umsetzung und Bewertung geht es darum, den Plan zur psychischen Gesundheit in die Tat umzusetzen und seine Wirksamkeit kontinuierlich zu bewerten. Es geht darum, die Strategien in konkrete Maßnahmen umzusetzen, z. B. in Schulungsprogramme, Sensibilisierungskampagnen und Unterstützungsmechanismen. Regelmäßige Evaluierung und Überwachung helfen dabei, die Auswirkungen von Initiativen zu messen, verbesserungswürdige Bereiche zu identifizieren und datengestützte Entscheidungen zu treffen. Dieses Element unterstreicht, wie wichtig es ist, die Ergebnisse zu messen, den Fortschritt zu verfolgen und die Strategien bei Bedarf anzupassen, um eine kontinuierliche Verbesserung zu gewährleisten.

  • Biete allen Beschäftigten Schulungen zur psychischen Gesundheit an, um das Bewusstsein zu schärfen und die Stigmatisierung zu verringern.

  • Biete Workshops oder Programme zur Stärkung der Resilienz an, um den Beschäftigten bei der Entwicklung von Stressbewältigungstechniken zu helfen.

  • Entwickle und kommuniziere ein klares Verfahren für die Beantragung von Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten.

  • Regelmäßige Evaluierung von Initiativen zur psychischen Gesundheit anhand von Kennzahlen wie Mitarbeiterengagement, Abwesenheitsquote und Zufriedenheitsumfragen.

  • Bleib auf dem neuesten Stand der Forschung und der besten Praktiken im Bereich der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Passe deine Strategien an die sich wandelnden Bedürfnisse deiner Belegschaft an.

 

Menschen und Wohlbefinden


Das Element "Menschen und Wohlbefinden" erkennt an, dass die Beschäftigten im Mittelpunkt jeder Initiative zur psychischen Gesundheit stehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Schaffung eines unterstützenden Umfelds, in dem das Wohlbefinden des Einzelnen im Vordergrund steht. Dazu gehören die Förderung der psychischen Sicherheit, die Bereitstellung von Ressourcen und Unterstützungssystemen und die Förderung einer Kultur des Wohlbefindens. Dazu gehört auch, dass Führungskräfte und Beschäftigte darin geschult werden, psychische Probleme zu erkennen und anzusprechen, dass bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden und dass ein Gefühl der Zugehörigkeit und Inklusion gefördert wird. Indem man die Menschen und ihr Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt, schafft man ein positives Arbeitsumfeld, das die psychische Gesundheit fördert.



Jetzt, da wir die verschiedenen Akteure und Prozesse kennen, wollen wir uns einige konkrete Maßnahmen ansehen, die du ergreifen kannst, um deine Strategie für psychische Gesundheit in Gang zu bringen oder zu stärken: 

Fördere eine positive Arbeitskultur

  • Fördere eine offene Kommunikation: Ermutige deine Mitarbeitende, über ihre Sorgen, Ideen und Herausforderungen zu sprechen, ohne Angst vor Verurteilungen zu haben. Höre aktiv zu und gib konstruktives Feedback.

  • Erkenne und schätze Leistungen: Erkenne die Bemühungen und Leistungen der Beschäftigten regelmäßig an und belohne sie. Eine Kultur der Wertschätzung fördert das Gefühl der Zugehörigkeit und stärkt die Arbeitsmoral.


Work-Life-Harmonie

  • Ermutige zu Auszeiten: Ermutige deine Mitarbeitende, regelmäßig Pausen zu machen und ihren Urlaub zu nutzen. Entmutige die Kultur der Überarbeitung und gehe mit gutem Beispiel voran.

  • Flexible Arbeitsregelungen: Ziehe in Erwägung, flexible Arbeitszeiten, Fernarbeit oder eine verkürzte Wochenarbeitszeit anzubieten. Dies hilft den Beschäftigten, persönliche Verpflichtungen zu bewältigen und fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Biete Ressourcen für mentale Gesundheit und Unterstützung an

  • Mitarbeiterhilfeprogramme (EAP): Biete vertrauliche Beratungsdienste oder den Zugang zu Fachleuten für psychische Gesundheit an, um Mitarbeitende in schwierigen Situationen zu unterstützen.

  • Schulungs- und Sensibilisierungsprogramme: Informiere Führungskräfte und Mitarbeiter über psychische Gesundheit, das Erkennen von Frühwarnzeichen und die Bereitstellung angemessener Unterstützung. Fördere die psychische Gesundheitskompetenz im gesamten Unternehmen.


Stigmatisierung abbauen und Unterstützung fördern

  • Normalisiere Gespräche über psychische Gesundheit: Ermutige zu offenen Diskussionen und schaffe sichere Räume, in denen die Beschäftigten ihre Erfahrungen ohne Angst vor Stigmatisierung teilen können.

  • Netzwerke zur gegenseitigen Unterstützung: Richte Ressourcengruppen oder Unterstützungsnetzwerke ein, um ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und den Beschäftigten eine Plattform zu bieten, auf der sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und Unterstützung suchen können.

Ermutige zu körperlicher Aktivität

  • Organisiere Teamaktivitäten: Plane regelmäßige Teambuilding-Aktivitäten, die mit körperlicher Betätigung verbunden sind, wie z. B. Wanderungen, Gruppentrainings oder Sportveranstaltungen. Körperliche Aktivität kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.

  • Fördere aktive Pausen: Ermutige deine Mitarbeitende, den ganzen Tag über kurze Pausen einzulegen, um sich zu dehnen, zu gehen oder leichte Übungen zu machen. Ziehe in Erwägung, ausgewiesene Bereiche für körperliche Aktivitäten einzurichten, z. B. einen Spazierweg oder einen kleinen Fitnessraum.


Schaffe ein förderliches physisches Umfeld:

  • Natürliches Licht und Grünflächen: Baue natürliche Elemente in deinen Arbeitsplatz ein, indem du den Zugang zu natürlichem Licht maximierst und Zimmerpflanzen aufstellst. Untersuchungen haben ergeben, dass sich der Kontakt mit der Natur positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann.

  • Bequeme und ergonomische Arbeitsplätze: Stelle ergonomische Stühle, verstellbare Schreibtische und die richtige Ausstattung zur Verfügung, um körperliche Beschwerden zu minimieren und eine bessere Konzentration und Produktivität zu fördern.


Unterstützt das Workload Management

  • Setze Prioritäten bei den Aufgaben und setze realistische Erwartungen: Hilf den Beschäftigten, sich realistische Ziele zu setzen und die Aufgaben entsprechend ihrer Kapazität zu priorisieren. Gib klare Richtlinien und Fristen vor, um Überforderung zu vermeiden und das Gefühl der Kontrolle über die Arbeitsbelastung zu fördern.

  • Aufgaben delegieren und umverteilen: Überprüfe regelmäßig die Verteilung der Arbeitslast innerhalb der Teams und überlege, ob du Aufgaben umverteilen kannst, um zu vermeiden, dass einzelne Personen überfordert werden. Fördere Teamarbeit und Zusammenarbeit, um die Belastung der einzelnen Beschäftigten zu verringern.

Biete Tage der mentale Gesundheit an

  • Erkenne die Bedeutung der psychischen Gesundheit an: Erlaube deinen Beschäftigten, bei Bedarf einen Tag für psychische Gesundheit freizunehmen. Damit wird anerkannt, dass die psychische Gesundheit genauso wichtig ist wie die körperliche Gesundheit, und es wird gezeigt, dass das allgemeine Wohlbefinden der Beschäftigten gefördert wird.

  • Ermutige zu Selbstfürsorgeaktivitäten: Ermutige deine Mitarbeiter/innen, an diesen Tagen Selbstfürsorge zu betreiben, wie z. B. Meditation, Hobbys oder Aktivitäten, die ihnen helfen, sich zu entspannen und neue Energie zu tanken.


Der mentale Gesundheit am Arbeitsplatz Priorität einzuräumen, ist nicht länger eine Frage des Sollen, sondern des Wie. Denke daran, dass die Investition in das Wohlbefinden deiner Mitarbeiter eine Investition in den Erfolg deines Unternehmens ist. Durch die Umsetzung der in diesem Artikel beschriebenen praktischen Tipps können Unternehmen einen großen Schritt in Richtung psychische Gesundheit am Arbeitsplatz machen und das allgemeine Wohlbefinden ihrer Mitarbeitende fördern.

 

Quellen:

 

Tags:
Resilienz
Post by 21done
Mai 19, 2023